Fakt ist: Niemand streitet, bewusst oder unbewusst, ohne den eigenen Nutzen oder Vorteil abzuwägen. Und jeder streitet als Profiteur. Harte Worte? Bitte lassen Sie mich mehr dazu sagen, bevor Sie sich ein Urteil bilden.

Als Konfliktmanagerin ist es mein Ziel und meine Aufgabe, Konfliktklärung zu erwirken, manchmal braucht es dafür klare Worte, anstatt langwieriger Argumente und aneinandergereihte Fakten.

Nehmen wir beispielsweise an, Sie spenden einer sozialen Organisation etwas. Dann vielleicht, weil Sie die nette Dame kennen, die sammelt, oder weil es Ihnen ein gutes Gefühl verleiht, wenn Sie gespendet haben. Auf jeden Fall, weil Sie sich mit dieser Handlung besser fühlen! – Und es entsteht im Schulterschluss eine wunderbare Synergie, wenn Ihr Vorteil/Nutzen, Ihr gutes Gefühl, dazu verhilft, dass anderen Menschen dadurch ebenfalls geholfen wird.

Wir tun nichts, ohne den Mehrwert, bzw. einen möglichen Schaden, abzuwägen. Das sind angeborene und auch überlebenswichtige Strategien, mit unterschiedlichen Ausprägungen.

Was tangiert wen?

Um die Sichtweisen und Meinungen der Streitenden zu hinterfragen, verwende ich bei meiner Arbeit als Konfliktmanagerin und zertifizierte Mediatorin häufig das berühmte Zitat von Cicero, der als Gerichtsredner1 die Frage stellte „cui bono?“, die wörtlich übersetzt bedeutet: „Wem [dient es] zum Guten?“2, was zu verstehen ist als: „Wem nützt es? Wer hat etwas davon?“ – Denn darum geht es auch beim Streiten – aber nicht nur.

Es geht darum, was den jeweiligen Menschen betrifft, das beurteilt er aus seinem eigenen Blickwinkel heraus. Dieser beinhaltet immer auch seinen eigenen Vorteil oder seine eigene, subjektive Sichtweise. → So entstehen unterschiedliche Sichtweisen und Meinungen!

Und genauso ist es auch in der Konfliktklärung. Das was den jeweilig Betroffenen tangiert und was er davon hat bzw. von was er profitiert, sollte man immer genau betrachten.

Allerdings sind das nicht die einzigen Faktoren, die einen Konflikt beeinflussen. Auch erlernte Verhaltensweisen und die eigenen Erfahrungen spielen ebenfalls mit rein. Und dann gibt es noch Projektionen aus der Vergangenheit, die Wahrnehmungen beeinflussen. Wenn uns jemand begegnet, der auch nur entfernt einer Person ähnelt, von der wir früher einmal schlecht behandelt wurden, dann neigen wir dazu, von ihr ähnliches Verhalten zu erwarten. Wenn wir diese Erwartung nicht hätten, wären wir objektiver. Sind wir aber oftmals nicht. Deshalb ist es wichtig, sich selbst ständig zu reflektieren und auch auf Hinweise von anderen Menschen zu hören.

Schnelle Konfliktklärung möglich

Wenn ich Ihnen einen Rat geben sollte, wie Sie einen Konflikt schnell klären können, vielleicht nicht unbedingt nachhaltig, jedoch fix, dann würde ich Ihnen raten, den Vorteil, der Ihrem Opponenten am wichtigsten ist, herauszufinden, und dazu passend eine Klärungsstrategie zu entwerfen. Diese könnte dann auch mit Ihrem favorisierten Vorteil/Nutzen in Übereinstimmung gebracht werden.

Diese Klärung ist nicht immer die nachhaltigste, weil sie nicht alle Aspekte eines Konfliktes miteinbezieht. Das ist aber auch nicht immer notwendig. Manchmal reicht es einfach, wenn man zack, zack zur Klärung kommt. Wenn dann alle Beteiligten zufrieden sind, dann ist es okay. Nicht jeder Konflikt muss bis ins kleinste Detail auseinanderklamüsert werden. – Diese Variante empfehle ich jedoch ausdrücklich dann nicht, wenn die Konflikte sich zu häufen scheinen, dann sollte man tiefer in die Materie eintauchen, um herauszufinden, worum es wirklich geht.

Konflikte drehen sich oftmals um den eigenen Nutzen/Vorteil. Wenn wir das für uns selbst erkennen, dann werden wir es auch bei unseren Kontrahenten erkennen, und genau dann können wir darauf reagieren und eingehen. Manchmal muss man den Gegenüber einfach nur darauf hinweisen, dass er nur seinen eigenen Vorteil und Nutzen sieht, und klarstellen, dass man ebenso Bedürfnisse und Interessen hat, um einen Kompromiss oder konSENS zu erwirken.

1 „Er verwendet sie 80 v. Chr. in seiner Verteidigungsrede für Sextus Roscius Amerinus, um den Mordverdacht vom Angeklagten, dem mittellosen Sohn des Mordopfers, auf Lucius Cornelius Chrysogonus zu lenken, einen Günstling Sullas, der dessen ganzen Besitz unrechtmäßig an sich brachte.“ Aus dem Wikipedia-Artikel: Cui bono, online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Cui_bono

2 Wahrig Fremdwörterlexikon, zitiert nach: https://www.wissen.de/fremdwort/cui-bono